ROSA LOY & NEO RAUCH
BLÄUE
Kostüme und Bühnenbilder für Lohengrin
Bayreuther Festspiele 2018



25. Mai 2024 bis 27. April 2025

Das Team der Grafikstiftung freut sich auf Ihren Besuch!


Abbildung: Neo Rauch, Elsa, 2018, Gemeinschaftswerk mit Rosa Loy, einfarbige Tuschelithografie, Bütten Hahnemühle Alt Worms; 37,5 × 26 cm Blatt; 31,5 × 22,5 cm Motiv, Lithographisches Atelier Leipzig Courtesy Galerie EIGEN + ART, Leipzig, Berlin; David Zwirner; Foto Uwe Walter, Berlin; © Neo Rauch, VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Unser Dank gilt der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Salzlandsparkasse für die Förderung der Ausstellung.

 

 


Die Grafikstiftung Neo Rauch stellt in loser Folge Einblicke zu Werken der aktuellen Ausstellung vor:

Abbildung, hier als Plakat zur Ausstellung BLÄUE: Rosa Loy, Aufbruch, 2024, Einfarbige Lithografie auf Hahnemühle Alt Worms; 41 × 58 cm Blatt; 36,3 × 52,3 cm Motiv, Lithographisches Atelier Leipzig; Foto: Uwe Walter, Berlin; © Rosa Loy, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

„Aufbruch“ von Rosa Loy ist eine Lithografie aus dem Jahr 2024. Links im Vordergrund des Bildes steht eine Frau. Sie hat große Schmetterling-ähnliche Flügel und kurzes Haar, das entweder vom Wind nach oben geweht oder absichtlich nach oben gekämmt wurde. Sie pustet in das Bild, was an den Wolken zu erkennen ist, die aus ihrem Mund kommen. Auf ihrer rechten Schulter liegen die Henkel eines Beutels, der unter ihrem Arm klemmt. Die Tasche scheint wie ein Korb geflochten zu sein. Die Frau trägt ein ärmelloses, knielanges Kleid. Ein Kragen und eine „Manschette“ am Handgelenk lassen vermuten, dass sie darunter eine weiße Bluse trägt. Durch Schraffuren wird eine Schürze angedeutet. Unter dem Rock des Kleides schauen große, buschige Federn hervor, die meines Erachtens entweder als Saum oder als Unterrock dienen. In der rechten Hand hält die Frau einen Zepter, ungefähr so lang wie ihr Kleid, mit einem kleinen Schmetterling auf der Spitze. Sie trägt dunkle Strumpfhosen und ihre Füße stecken in hohen Sandalen. Sie steht auf einer flachen rundlichen Grasinsel scheinbar im weißen Nichts. Links neben ihr steht Löwenzahn.

Rechts im Vordergrund steht eine „Baumfrau“, ihr Kopf, Rumpf und linker Arm sind menschlich, der Rest ein Baum. Über ihrem Kopf schwebt ein Wesen mit Schwanenhals und Kopf, aber einem buschigen Körper. Sie hat einen Pony, ihr restliches Haar fällt in einem Pferdeschwanz nach hinten. Aus der Mitte ihres Kopfes wächst ein Ast, in dem sich ein Stück Stoff verfangen hat und an dessen Ende eine kleine Figur hängt. Die Baumfrau trägt eine weißgepunktete Bluse. Aus ihrem Rücken wachsen drei Äste. Von ihren Schultern baumelt Kopfüber ein Mädchen, welches sie mit ihrer Hand festhält. Das Mädchen trägt lange Strümpfe, deren Spitzen so abgeschnitten sind, dass die Zehen frei sind. Sie hat ein kurzes Kleid an unter dem eine kurze Hose hervorlugt. Ihr Haar fällt offen nach unten. In ihrer linken Hand hält das Mädchen einen Schwanen- oder Gänsekopf, in ihrer rechten das dazugehörige Paar Füße. Der Körper und die Flügel des Vogels liegen hinter dem Rücken des Mädchens. In den Ästen aus dem Rücken der Baumfrau hängen und stehen kleine Körbe. Aber auch eine Harpyie oder Sirene, ein kleines Häuschen, eine winzige Tanne und ein kopfüber hängendes Insekt verteilen sich über die Äste. Im Baumstamm auf Höhe des Mädchenkopfes befindet sich eine kleine Höhle mit einem weißen Vogel darin, links darunter ist auf einer kleinen Plattform ein Windrad. Rechts darunter schaut eine kleine Gestalt um den Baum, sie hat ein menschliches Gesicht aber einen rundlichen Körper mit Tannenzapfenmuster. Die Gestalt trägt ein weißes Hütchen. Der Baum hat vier sichtbare Wurzelstämme. Die ersten beiden von links liegen nah beieinander. Zwischen dem zweiten und dritten befindet sich eine weitere Höhle, aus der ein dunkles dachsähnliches Tier schaut. Zwischen dem dritten und vierten Wurzelstamm wachsen große Schirmpilze, sie befinden sich unter der Plattform mit dem Windrad. Rechts neben dem Stamm steht eine große Blüte ohne Stängel, unten rund. Sie hat schmale Spitze Blütenblätter.  Dort wo die Wurzeln das weiße Nichts treffen ändert sich ihre Maserung abrupt und ist plötzlich horizontal. Rechts hinter der Baumfrau, durchzogen von den Ästen aus ihrem Rücken, steht eine durchdringend dunkle Gestalt. Auf halber Höhe ist ein Gesicht aus weißen Linien erkennbar. Die Form erinnert an einen Schatten des Baumes.

Weiter hinten im Bild befindet sich eine weitere ovale Grasinsel, auf der spitze Pflanzenbüschel wachsen. Das linke Ende der Insel wird von der Frau mit Flügeln auf Höhe ihres Knies verdeckt. Hinter der Insel kräuselt sich das weiße Nichts und offenbart sich als Wasser. In dem Wasser stehen verteilt weiter spitze Pflanzenbüschel.

Im Wasser zwischen den Pflanzenbüscheln schwimmt ein Boot. Das Boot hat einen Drachenkopf, so wie die Boote der Wikinger. Von den Größenverhältnissen her ist es aber eher so groß und so aufgebaut wie ein Kanadier. Der Heck des Bootes wird auch von der Schmetterlingsfrau, auf Höhe ihrer Taille, verdeckt. Am Bug des Bootes stehen hintereinander zwei Frauen. Die Vordere hat ihren linken Fuß auf den Drachenkopf gestellt und hält einen langen Stab in den Händen, der im Wasser verschwindet. Wahrscheinlich dient der Stab wie bei einer Gondel zur Fortbewegung. Die Frau trägt ein langes weißes Kleid und hat kinnlange gewellte Haare. Die zweite Frau ist von Kopf bis Fuß dunkel gekleidet und umfasst die erste Frau von hinten. Der Hintergrund des Bildes ist dunkel schraffiert, was an einen dunklen Himmel denken lässt.  Der steht im Kontrast zum weißen Nichts.

Das Bild heißt Aufbruch, die zwei Frauen im Boot sind wahrscheinlich die Aufbrechenden. Die beiden Frauen sind in Kontrastfarbtönen gekleidet. Die erste, hell gekleidete, Frau sieht dem unbekannten Ziel furchtlos, vielleicht sogar freudig entgegen. Die dunkel gekleidete Frau könnte die erste aus ihrer leicht gefährlichen Position ziehen können oder sich hinter der ersten verstecken, in ihren dunklen Farben könnte sie die Sorgen und vielleicht auch Ängste gegenüber dem Ziel symbolisieren. Die Frau mit den Schmetterlingsflügeln pustet in Richtung der zwei Frauen, ihr „Wind“ ist eine treibende Kraft. Mit ihrem Zepter könnte sie zum Glück oder zum Schutz der Aufbrechenden unterwegs sein oder sie mit ihren großen Flügeln beflügeln. Die Baumfrau, tief verwurzelt, ist stehengeblieben und wird nicht mehr aufbrechen. Mit dem Kind auf dem Arm ist sie vielleicht eine Mutter beladen mit gesellschaftlichen Verantwortungen und Erwartungen.

Verfasserin: Schülerpraktikantin Jolanda Jurasinski, März 2025

 

 

 


Anstehende Veranstaltungen

  1. Zur blauen Stunde

    26. April | 18:00 - 20:00
  2. Tagesexkursion in die Baumwollspinnerei nach Leipzig

    17. Juni